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Von Stuhlbaustelle bis Mattengebirge

Ideen für den Bewegungsraum im Kindergarten. Erstveröffentlichung und Quelle „Entdeckungskiste“ Herder Verlag / Heftnummer (3/2019).

Kletter- und Hangelmöglichkeiten im Bewegungsraum gestalten

Über eine schräge Bank balancieren, die Sprossenwand erklimmen, sich an einem Tau nach oben ziehen … – mit den passenden Geräten und Raumgestaltungselementen lassen sich vielfältige Bewegungsmöglichkeiten eröffnen. Einige Beispiele und Impulse dazu finden Sie hier.

Bewegungsaktionen rund ums Klettern und Hangeln fördern die koordinativen Fähigkeiten, eröffnen zahlreiche motorische Erfahrungen und ermöglichen auch ungewöhnliche Körperzustände, z. B. bei der Position „Kopf oben, Füße unten“. Das steigert das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und trägt dazu bei, mögliche Risiken wahrzunehmen, zu beurteilen und damit mehr Bewegungssicherheit für den Alltag zu gewinnen.

Stuhlbaustelle

Zum Einstieg in diese Aktion ist es sinnvoll, sich zunächst mit der Stabilität von Stühlen auseinanderzusetzen. Arrangieren Sie hierfür einen Stuhlkreis im Bewegungsraum und laden Sie die Mädchen und Jungen ein, gemeinsam auszuprobieren:

  • In welchen Positionen steht ein Stuhl stabil? In welchen wackelt er?
  • Welche Möglichkeiten gibt es, auf einen Stuhl zu klettern, auf diesem zu sitzen und zu stehen?
  • Wie fühlt sich das jeweils an?
  • Wie könnt ihr sicher vom Stuhl hinabsteigen?

Ermuntern Sie die Mädchen und Jungen, ihren Stuhl in unterschiedlichen Positionen aufzustellen, darüber zu klettern und wieder abzusteigen, damit Sie ein Gefühl für dessen Stabilität bekommen. Anschließend können die Kinder gemeinsam eine Stuhlbaustelle errichten, indem sie die Stühle nach ihren Vorstellungen aufstellen und anordnen, um sich in dieser zu bewegen. Weiterführend können die Mädchen und Jungen auch Tische in den Parcours einbeziehen, auf die sie mithilfe der Stühle hinauf- und hinunterklettern. Möchten die Kinder von einem Tisch hinunterspringen, legen Sie eine weiche Matte zum Landen aus.

Stuhlbaustelle
Der ist nicht nur zum Sitzen da! In der Stuhlbaustelle nehmen Kinder ihre Sitzgeräte völlig neu wahr.

Sprossen-, Kletter- und Klappturnwände

Ideal zum Klettern und Hangeln im Bewegungsraum sind fest installierte Sprossenwände sowie Kletterwände mit entsprechenden Griffen. Darüber hinaus gibt es Kletterwände und -netze, die sich in eine Sprossenwand einhängen lassen. Empfehlenswert sind auch sog. Klappturnwände: Diese setzen sich aus verschiedenen Modulen zusammen, z. B. Kletternetz und -tau, Gitterleiter und Reckstangenelemente. Sie bieten vielfältige Kletter- und Hangelmöglichkeiten und haben den Vorteil, dass sie schnell aufgebaut und von mehreren Kindern gleichzeitig nutzbar sind.

Sprossen-, Kletter- und Klappturnwände
Sich hängen lassen: die Kinder lernen ungewöhnliche Körperzustände kennen

Mobile Geräte

Für abwechslungsreiche Bewegungsaktionen sind Kletterdreiecke, kleine Turn- sowie Sprungkästen als mobile Gerätschaften gut geeignet. In diese lassen sich von allen Seiten Elemente einhängen, bspw. Turnbänke, Bretter, Leitern aller Art und Holme. Dicke Weichbodenmatten lassen die Kinder beim Herabspringen leicht landen, darüber hinaus können die Kinder sie als schiefe Ebene nutzen und erklettern. Besonders variabel sind große Schaumstoffbausteine, mit denen sich die Mädchen und Jungen selbstständig Kletterlandschaften aufbauen können. Zudem können sie Standleitern besteigen und damit ihr grob- und feinmotorisches Geschick erproben.

Hengstenberg®-Material

Die Bewegungsgeräte nach Elfriede Hengstenberg ermöglichen es Kindern, in vielen Varianten sicher zu klettern und zu hangeln. So fordern bspw. standfeste Spielleitern aus Holz in unterschiedlichen Größen aufgrund ihrer Bauweise die Motorik und Konzentration der Kinder heraus, denn die Sprossen sind in unregelmäßigen Abständen angebracht. Zwischen zwei Leitern lassen sich außerdem eine Mittelholmleiter oder zwei lange Balancierstangen in einer Höhe anbringen, die es erlaubt, daran zu hangeln. Das typische X-förmige Balancier- und Klettergerät, auch Fünfer genannt, lädt mit seinen fünf langen Holmen, die zwischen zwei Holzkreuzen befestigt sind, zu vielen Bewegungsexperimenten ein. Es lässt sich sowohl waagrecht als auch senkrecht aufbauen. An den Hengstenberg-Materialien bewegen sich die Kinder selbstständig und ohne Hilfestellung. Der pädagogischen Fachkraft kommt die Rolle zu, die Kinder aufmerksam zu beobachten und deren Tätigkeiten verbal zu begleiten. Gemäß der Bewegungspädagogik von Elfriede Hengstenberg erlangen die Kinder auf diese Weise Selbstständigkeit, Eigenverantwortung und Bewegungssicherheit.

Klettern und Rutschen

Aus einem Kletterdreieck bzw. einer Standleiter und einem Rutschbrett lässt sich rasch und unkompliziert eine Rutsche aufbauen. Variieren Sie je nach Vorlieben der Kinder die Höhe, in der Sie das Rutschbrett einhängen und bieten Sie ihnen auch Kissen an, auf denen sie hinunterzurutschen können. Zusätzlich können die Mädchen und Jungen die Bewegungsrichtung ändern, indem sie das Rutschbrett hinauflaufen und über die Leiter hinunterklettern.

Auf einer Leiter steigen die Kinder auf und ab und meistern den herausfordernden Übergang zur schiefen Ebene.

Standleiter und Rutschbrett
Standleiter und Rutschbrett
Standleiter im Kindergarten
Standleiter im Bewegungsraum

Kletterparcours

Gemeinsam mit den Kindern können Sie mithilfe von fest installierten und mobilen Geräte bzw. Bewegungselemente Parcours mit Hindernissen in unterschiedlichen Höhen aufbauen. Hierfür eignen sich z. B.

  • Schaumstoffbausteine und Standleitern zum Übersteigen und Überklettern,
  • eine Kastentreppe zum Erklimmen und Springen auf eine Weichbodenmatte,
  • Sprossenwände, an denen die Kinder zu Stofftieren klettern können, die in verschiedenen Höhen angebracht sind.

In solchen Parcours können die Kinder in einem geschützten Rahmen ihre Grenzen austesten.

Kletterparcours
Der Parcours bietet verschiedene Höhen, an denen sich die Kinder erproben können

Gebirge aus Matten

Sanfte Hügel und ein hoher Berg entstehen mithilfe von Matten, kleinen Kästen, zwei Turnbänken und einer Sprossenwand: Legen Sie die Turnmatten über die Kästen und hängen Sie die beiden Turnbänke in der Sprossenwand ein. Platzieren Sie nun eine Weichbodenmatte über den schrägen Bänken, binden Sie sie an der Sprossenwand fest und sichern Sie den „großen Berg“ seitlich mit weiteren Matten ab. Als Kletterhilfe können Sie ein Seil oder Tau an einer höher liegenden Sprosse der Sprossenwand befestigen und am „Berg“ hinunterhängen lassen.

Ziehen oder steigen: Der Spielaufbau bietet verschiedene Möglichkeiten in die Höhe zu kommen.

Turnmatte im Kindergarten
Ziehen oder steigen: Der Spielaufbau bietet verschiedene Möglichkeiten in die Höhe zu kommen
Turnkästen im Bewegungsraum
Turnkästen im Bewegungsraum

Piratenschiff, Ritterburg und Co.

Bieten Sie den Kindern die Möglichkeit, ihre aktuellen Spielthemen mit Geräten und Raumgestaltungselementen selbstständig umzusetzen. Den Platz dafür könnte neben dem Bewegungsraum auch der Gruppenraum, Flur oder Eingangsbereich bieten. Große Leitern können z. B. einen Schiffsmast oder Burgturm darstellen, während Kletterdreiecke, Podeste, Kisten und Stühle den Kindern als weiteres Baumaterial dienen. Darüber hinaus können die Mädchen und Jungen Hühnerleitern nutzen, um Elemente zu verbinden und ihre Bauten mit Tüchern und Kissen ergänzen.

Sicherheitshinweise

  • Achten Sie darauf, dass die Kinder funktionsgerechte Sportkleidung tragen, sich barfuß oder mit rutschhemmenden Gymnastikschuhen bewegen und sich vor den Bewegungseinheiten ausreichend aufwärmen.
  • Sorgen Sie bei den Geräteaufbauten für Stabilität, feste Verbindungen und eine Absicherung durch Matten.
  • Überprüfen Sie Aufbauten, die die Kinder selbst gestaltet haben, auf ihre Sicherheit. Weisen Sie die Kinder darauf hin, wenn etwas zu wackelig oder rutschig ist.
  • Einigen Sie sich mit den Kindern auf wichtige Regeln, z. B. „Wir schubsen und drängeln nicht“ oder „Bestimmte Geräte begehen wir nur einzeln“.
  • Stehen Sie beim Klettern in die Höhe bereit, um die Kinder zu sichern und zu unterstützen.
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